Ich freue mich, heute eine liebe Freundin hier in meinem Blog zu Wort kommen zu lassen. Mag. Susanne Lindenthal ist Ernährungswissenschafterin und dipl. TCM-Ernährungsberaterin mit dem Fachdiplom in Integrativer Ernährungstherapie.
Eine östliche Weisheit besagt: „Nimm es als Vergnügen – und es ist ein Vergnügen, nimm es als Qual – und es ist eine Qual!“
Vieles in der Menopause ist eine Einstellungssache. Klar, die Symptome, die auftreten, wenn sich die hormonelle Situation im Körper ändert, sind freilich da und oft massiv spürbar. Nimmt man diesen „Zustand“ an und sieht die positiven Dinge darin, ist alles etwas leichter erträglich, als wenn man sich dagegen wehrt.
Wenn Du ein Kind geboren hast, dann weißt Du sicher um die Schmerzen Bescheid, die so eine Geburt mit sich bringen. Allerdings sind diese Schmerzen wie weggeblasen, wenn Du Dein Kind dann zum ersten Mal im Arm hältst. Unsere Hormone sorgen dafür, dass wir in der Regel im Nachhinein die Geburt als halb so schlimm betrachten können. Natürlich gibt es auch Ausnahmen!
Ich kann mich noch gut erinnern, dass meine Mutter damals zu mir sagte, nimm den Schmerz an, dann ist es halb so wild. Und genau das ist das Geheimnis. Nimm die Entwicklung in Deinem Körper an, dann ist es halb so wild!
In der chinesischen Philosophie haben wir das Denkmodell der 7-Jahres-Zyklen bei der Frau. Alle 7 Jahre tauchen wir ein, in einen neuen Zyklus unseres Lebens:
0 | Schwangerschaft und Geburt |
1. bis 7. Lebensjahr | Die frühe Kindheit – Entwicklung der Essenzen |
7. bis 14. Lebensjahr | Die mittlere Kindheit – die Nieren-Energie festigt sich |
14. bis 21. Lebensjahr | Das Erwachsen Werden – die Geschlechtsreife entwickelt sich; der Ren Mai (Konzeptionsgefäß – See des Yin) ist durchgängig, der Chong Mai (Durchdringungsgefäß – See des Blutes) füllt sich mit Blut; |
21. bis 28. Lebensjahr | Ein eigenes Heim – das Nieren-Qi der Frau ist harmonisch und führt zum Vollbesitz ihrer Kräfte, die Frau ist in ihrer vollen Empfängnisfähigkeit |
28. bis 35. Lebensjahr | Die Lebenswende mit 30 – Die Essenz beginnt in ihrer Kraft nachzulassen |
35. bis 42. Lebensjahr | Heilung und Balance – Nahrungsumwandlung der Mitte wird schwächer, die Leitbahnen im Gesicht werden weniger versorgt (erste Falten entstehen) |
42. bis 49. Lebensjahr | Die Metamorphose der Lebensmitte – Die Essenz lässt langsam nach, die ersten Haare ergrauen |
49. bis 56. Lebensjahr | Von Heilkräutern und Hormontherapie – der Chong Mai leert sich und die Fruchtbarkeit lässt allmählich nach, Menopause |
ab dem 56. Lebensjahr | Vorbereitung auf den nächsten Übergang – Postmenopause, Platz für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, Entstehung von Weisheit |
Wenn Du jetzt noch nie von Ren Mai und Chong Mai gehört hast, das sind zwei der acht Außerordentlichen Meridiane bzw. Leitbahnen. Der Ren Mai reguliert unter anderem den Uterus, die Menses und die Zyklen. Der Chong Mai verbindet Niere und Herz und hat als Meer oder See des Blutes eine enge Beziehung zum Uterus, zum Blut und zur Menses. Das sind also zwei Gefäße, die besonders für uns Frauen wichtig in der Regulation sind. Im Chinesischen sagt man, dass sich in der Menopause der Chong Mai leert und damit die Fruchtbarkeit nachlässt.
Während vor der Menopause die Frau laufend mit Blutverlusten klarkommen muss, steht nach der Menopause mehr Blut dem Herzen und somit dem geistigen Aspekt des Herzens, dem Shen, zur Verfügung. Damit erklärt sich auch der Status, den eine Frau in Asien ab einem gewissen Alter einnimmt. Den Frauen im Alter wird Weisheit zugesprochen. Nehmen wir uns doch etwas aus dieser Philosophie in den Westen mit und ehren die Frauen im hohen Alter. Sie haben ihren Dienst an der Gesellschaft geleistet und dürfen nun an der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit Platz einräumen und ihre Weisheit mit den jungen Frauen teilen. Mir persönlich hat dieser Gedanke an der asiatischen Philosophie immer schon sehr gefallen.
Andrea hat mich bei diesem Artikel natürlich auch um Tipps gebeten, wie man diese Phase des Wechsels in eine neue aufregende Zeit mit der Ernährung unterstützen kann.
Westlich gesehen gehen mit der Menopause folgende Zustände einher:
- Hitzewallungen
- Kopfschmerzen
- Depressionen
- Reizbarkeit, Nervosität
- Schlafstörungen
- Fußkrämpfe, Krampfadern
- Faltenbildung, Haare werden dünner
In der TCM passiert folgendes:
- Nierenenergie nimmt ab
- Säfte und Blut, und damit das YIN, nehmen ab
- Qi und Säfte stauen sich – das führt oft zu den westlich bekannten Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen
Die Lösung ist vielschichtig:
- Lösen der Stagnation der Säfte
- Bewegung sowohl des Qi (der Energie) als auch des Körpers
- Ernährung, die die Mitte stärkt und die Nieren-Energie schützt
- Westlich ist auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr zu achten, vor allem die Versorgung mit den Vitaminen A, C, E, B-Komplex und D, sowie die Kalzium-Versorgung, da die hormonelle Umstellung den Knochen belastet
Wie geht das praktisch?
- Ausreichend gekochte Speisen, weniger Rohkost, da diese nicht so bekömmlich ist.
- 3 x täglich warme, gekochte Mahlzeiten stärken die Mitte, die wiederum die Niere mit Energie versorgt.
- Um die Säfte zu bewahren, viel Suppen und Eintöpfe essen, Kompotte aus Obst zubereiten. Vor allem die Birne gilt als „Königin der Säfte“.
- Weizen beruhigt und hilft bei Schlafproblemen; damit ist nicht das Semmerl aus Weizen gemeint, sondern das Getreide gekocht oder ein Tee aus Weizen.
- Hitzegefühle können mit Kraftsuppen aus Entenfleisch und kühlenden Gemüsesorten wie Chinakohl, Melanzani und Tomate gelindert werden.
- Reizbarkeit und Nervosität bekommt man mit Gersteneintopf und Stangensellerie in den Griff.
- Hühnerfleisch, Hühnerleber und Bio-Schweinefleisch in kleinen Mengen stützen das Nieren-Yin.
- Gemüse wie Karotten, Kürbis, Fenchel wirken leicht wärmend und sind wunderbare Zutaten für Eintöpfe, die besonders gut für eine starke Mitte sind.
- Samen wie schwarzer Sesam, Kastanien, aber auch Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen stärken besonders die Niere und können täglich in die Ernährung mit eingebaut werden.
- Kalzium sollte nicht nur in Form von Milchprodukten täglich in die Ernährung einfliessen. Dazu eignen sich Hülsenfrüchte, Getreide wie Quinoa, Amaranth und Hirse, aber auch Samen wie Mohn, Sesam und Nüsse. Vollwertprodukte und grünes Gemüse wie Brokkoli liefern ebenso Kalzium.
- Mineralstoffreiche Lebensmittel wie z.B. Leinsamen, Chiasamen, Sanddorn, Wacholder, Preiselbeere und Quitten sollten immer wieder mal in den Speiseplan eingebaut werden.
- Vegetarier sollten ihre Speisen mit Walnüssen, Wasserkastanien, Süßkartoffeln, schwarzen Sojabohnen und schwarzem Sesam für das Nieren-Yin aufbessern.
- Fleischverzicht kann ich im Wechsel nicht wirklich empfehlen, da gerade Fleisch in dieser Phase des Lebens sehr viel Kraft gibt. Wenn’s gar nicht anders geht, dann muss die Energie mit Getreide und Hülsenfrüchten abgedeckt werden.
- Mit Kraftsuppen kann man gezielt und individuell auf die Symptome, die im Wechsel auftauchen, eingehen.
- Vermeiden sollte man in jedem Fall scharfe und heiße Gewürze wie z.B. Chili, Pfeffer und getrockneter Ingwer. Auch Yogi-Tees und hochprozentiger Alkohol heizen ordentlich ein und verschlimmern gerade Hitze-Symptome.
- Auf industriell herstellte Nahrungsmittel und Fertigprodukte sollte man aufgrund der beigesetzten Zusatzstoffe ebenfalls verzichten.
Wer bei seiner individuellen Ernährung Unterstützung braucht, sollte sich an eine fachkundige Beratung wenden, die sowohl westlich als auch chinesisch einen guten Einblick hat, denn erst die Kombination von moderner Ernährungswissenschaft mit Traditioneller Chinesischer Medizin kann zum einen Symptome schnell lindern und auch die Ursachen dieser finden und beseitigen. Denn trotz aller allgemeiner Empfehlungen ist jede Frau individuell unterschiedlich in ihrer eigenen Wahrnehmung dieser Übergangsphase.
Nehmen wir diese Herausforderung an und gehen gemeinsam voller Zuversicht den Weg in eine neue aufregende Zeit! Ich wünsche Dir dafür die Kraft und Energie, die Du brauchst!
Wie ist Deine Erfahrung mit den Wechseljahren? Wobei brauchst Du Unterstützung?
Ich freue mich über Deine Kommentare!
Neugierig geworden? Dann mach einen Blick in den BLOG von Susanne oder melde dich gleich zu Ihrem NEWSLETTER an, dann bist du immer bestens informiert zum Thema Ernährung.
Mag. Susanne Lindenthal ist Ernährungswissenschafterin und dipl. TCM-Ernährungsberaterin mit einem Fachdiplom in Integrativer Ernährungstherapie. Als aktives Mitglied im Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs leitet sie den Arbeitskreis „Recht“ und ist Vorstandsmitglied in der g5e – Gesellschaft für Ernährung nach den fünf Elementen. Außerdem ist sie Bundessprecherin-Stellvertreterin der WKO und Berufsgruppensprecherin der WKO NÖ. Ihre Praxis essenbelebt betreibt sie in Baden bei Wien. Weitere Informationen: www.essenbelebt.at
Schreibe einen Kommentar